Mittwoch, 15. Februar 2023

Keine Sonne für den Regenwurm

Sie sind blind, taub und stumm - können nur kriechen, sind länglich und schleimig. Genau genommen sind sie nur ein Strich in der Landschaft, aber was für einer! Regenwürmer produzieren hervorragenden Dünger. 

Heute ist der Tag des Regenwurms! Hört sich erstmal etwas komisch an, gewinnt aber bei nochmaligem Nachdenken an Bedeutung. Mein Sohn zeigt grosses Interesse an den lichtscheuen Gesellen, die sich vornehmlich bei Regenwetter blicken lassen. Viele Erwachsene verspüren einen gewissen Ekel vor ihm, wohingegen Vögel ihn zum Fressen gern haben und Gärtner sich stets über seine Anwesenheit erfreuen. Es besteht kein Zweifel, dass der Regenwurm ein äußerst nützliches, für das ökologische Gleichgewicht von Gärten und Wiesen wichtiges Tier verkörpert.

Der Tag des Regenwurms wurde 2005 zum ersten Mal gefeiert. Ins Leben gerufen wurde der Tag, um den ehrenwerten Gesellen zu schützen, aber auch darum, auf die Wichtigkeit der Bodengesundheit aufmerksam zu machen - und wie relevant diese für den Umweltschutz ist. Die zwischen 1,5 Zentimeter bis zu einem halben Meter langen Tiere lockern den Boden und bearbeiten ihn so, dass die Nährstoffe wieder für die Pflanzen verfügbar werden. Ausserdem verbessern sie das Bodengefüge. Die weltweit rund 3000 Arten (Tendenz abnehmend) graben im Garten um, kompmostieren altes Laub und düngen mit ihrem nährstoffreichen Kot den Garten. Durch ihr stetes Graben belüften sie ausserdem den Boden und dank ihrer grossangelegten Gänge staut sich keine Nässe, sondern die Erde saugt den Regen wie ein Schwamm auf. 

Der Regenwurm ist einer der stärksten Tiere der Welt, zumindest im Verhältnis zu seiner Körpergrösse: Sie können das 50- bis 60-Fache ihres eigenen Körpergewichts stemmen! Bis ins 16. Jahrhunder hinein wurde er "reger Wurm" genannt, weil er ständig arbeitet und frisst. Daher rührt sein Name, nicht wie viele denken vom Regen. Die Vibrationen der Regentropfen locken ihn höchstens aus der Erde an die Oberfläche, wo er von hungrigen Amseln gefressen oder von Maschinen zerdrückt wird. 

Wenn wir einen Regenwurm sehen, handelt es sich meistens um den Tauwurm, mit seinem rötlich gefärbten Vorderende und seinem blassen Hinterteil. Er lebt in Wiesen, Gärten und Obstanlagen und gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge. Die Tiere graben und fressen praktisch ununterbrochen. Sie ernähren sich von Miktroorganismen, abgestorbenen Pflanzenresten und Blättern. Bevor der zahnlose Wurm fressen kann, müssen Pilze und Bakterien die Pflanzenteile für ihn zerkleinern.

Wie vielen anderen Tieren, geht es dem Regenwurm an den Kragen: Umwelteinflüsse, Klimawandel mit zunehmenden trockenen Sommermonaten sowie grosse und schwere Landwirtschaftsmaschinen, die über seine Lebensräume rollen und sie zerstören, machen ihm zu schaffen. Ein weiteres Problem betrifft die Verbetonisierung der Landschaft und der damit einhergehenden Versiegelung der Böden. Gemäss Experten, leben unter Beton keine Würmer. 

Dass der Lebensraum der fleissigen Helfer vernichtet wird ist nicht nur tragisch, sondern wirkt sich nachteilig auf unsere Bodenkulturen und ihre Gesundheit aus. Deshalb ist es richtig, dass man dem Regenwurm einen Tag im jahr widmet und auf seine besondere Bedeutung in der Natur aufmerksam macht. 

Übrigens: Ein Regenwurm lebt nicht einfach weiter, wenn man ihn teilt - zum Beispiel aus Versehen mit einem Spaten. Schon gar nicht beide Hälften. Nur mit Glück, wenn man den Wurm ganz hinten erwischt, hat das vordere Ende eine Chance!

 

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