Mittwoch, 19. September 2012

Space


Zuerst möchte ich auf den Begriff „Raum“ zu sprechen kommen und diesen ein wenig präziser erläutern. Normalerweise nehmen wir Menschen den Raum als dreidimensionales Konstrukt wahr und messen ihn mit der Höhe, der Länge und der Breite. Physikalisch-mathematisch könnte man bei dieser Definition noch viel weiter in die Tiefe bohren, jedoch beschränke ich mich darauf. Gerade wenn man zur Komponente Raum auch noch die Komponente Zeit dazu nimmt, dann übersteigen die Ausführungen bei weitem mein Themengebiet. Dabei handelt es sich um den abstrakten Raumbegriff:

Abstrakt sind diese Raumkonzeptionen, weil der ontologische Status der Raumelemente, auf die gedanklich Bezug genommen wird, indem ein Raum als eine Menge von Raumelementen (von "Punkten\ oder Vektoren“) eingeführt wird, undefiniert bleibt. Dagegen gehen alle Raumvorstellungen, durch die sich Menschen im praktischen Leben orientieren, von einer gegenständlichen Welt aus, in der sie sich befinden und der sie als körperliche Wesen angehören. Ich spreche deshalb von einem materiellen Raumbegriff, womit also gemeint sein soll, dass die Existenz eines materiellen Substrats für die Begriffsbildung vorausgesetzt wird.“[1]

Natürlich besteht unser Alltag aber auch aus unzählig aneinander geketteten Lebensräumen. Keiner verharrt ein Leben lang am gleichen Ort und in gleicher Umgebung. Im Gegenteil das Leben bringt laufend Veränderungen mit sich. Man sucht sich seine Lebensräume aus, sofern die finanziellen Voraussetzungen gegeben sind. Wenn nicht, müssen vom Staat verordnete Förderprogramme und soziale Einrichtungen, wie Jugendclubs, Sportvereine und Spielgruppen den Mangel an Möglichkeiten kompensieren. Es ist in einigen Studien belegt worden, dass Jugendliche, welche in einer eher monotonen und an Angeboten armen Gegend leben, quasi genötigt werden, ihre Phantasie und Kreativität zu benutzen und sich selber den Raum, die Umwelt zu nutzen zu machen und aneignen. Während Kinder und Jugendliche, die in fiskalpolitischer Sicht besser betucht sind,  scheinbar kopflos aus vielen für sie bereit stehenden Aktivitäten und Programmen auswählen können und sich selber kaum zu beschäftigen brauchen.
 „Einen materiellen Raum zu beschreiben, bedeutet also keineswegs nur oder in erster Linie, ihn physikalisch (mit physikalischen Begriffen) zu beschreiben. Insofern der Begriff, insbesondere im Kontext empirischer Sozialforschung, auf Lebensräume von Menschen verweist, sind vielmehr Beschreibungsformen zu verwenden, die zeigen und verständlich machen, wie diese Räume von Menschen genutzt werden.“[2]
Wir Menschen sind also eine wichtige Komponente im Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Lebensräumen, teils als aktive Mitgestalter, teils nur als objektive Beobachter, aber stets einen Teil der Räume. „Will man der Frage nachgehen, wie Menschen von materiellen Räumen abhängig sind und durch sie bestimmt werden, ist es zunächst erforderlich, sich auf soziale Räume zu beziehen, in denen Menschen leben.“[3]


[1] Rohwer, G: Soziale Räume und materielle Kultur, S. 1
[2] Rohwer, G: Soziale Räume und materielle Kultur, S 4.
[3] Rohwer, G: Soziale Räume und materielle Kultur, S 5.

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